Bab’Aziz – Der Tanz des Windes (2008)

Ein mythischer Film über den Orient mit tollen Bildern und Musik. Verzaubernd wie tausend und eine Nacht.

Bab Aziz Kritik / Rezension

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Bab’Aziz – Der Tanz des Windes
von Marie Anderson

Seit vor Jahrhunderten der Orient im Gegensatz zu einem Okzident als das Fremde schlechthin konstruiert wurde, oszilliert das Bild der westlichen Welten dieser künstlich abgetrennten und vereinten Regionen zwischen irrationaler Furcht und ebensolcher Faszination. Dabei ist das Märchenhafte in Mode, Architektur und Literatur wohl das nachhaltigste Moment, das neben den modernen, populären Vorstellungen von islamischen Fanatikern die Imaginationen beherrscht. Wem sind sie kein Begriff, Die Erzählungen aus den Tausendundein Nächten, die ganze Generationen von Schreibern und Filmemachern inspiriert haben. Der aus Tunesien stammende Regisseur Nacer Khemir (Die Wanderer der Wüste / Al-hâ’imoûn, Das verlorene Halsband der Taube / Tawk al hamama al mafkoud), der sich als Erzähler in dieser Tradition versteht und in dieser Mission die Welt bereist, bemerkt über seinen Film Bab‘Aziz – Der Tanz des Windes / Bab‘Aziz: „Ich wollte eine offene, tolerante und freundliche islamische Kultur zeigen, die Liebe und Weisheit ausstrahlt. Dieser Islam unterscheidet sich von dem im Westen verbreiteten Bild, das durch die Terroranschläge des 11. September geprägt ist.“

Die kleine Ishtar (Maryam Hamid) und ihr Großvater Bab’Aziz (Parviz Shaminkou), ein blinder Derwisch, sind in der Wüste unterwegs, um jenen geheimen und kraftvollen Ort aufzuspüren, an dem die große Zusammenkunft der islamischen Mystiker zelebriert werden soll, die nur ein Mal in 30 Jahren anberaumt wird. Für Bab’Aziz ist die Zeit gekommen, die wenigen irdischen Bande zu lösen, die ihn noch in diesem Dasein halten, und er verabschiedet sich während dieser magischen Reise auf ganz besondere Weise von seiner Enkelin: Er gibt die Gabe und Macht von Narrationen an das Mädchen weiter, indem er ihm Geschichten erzählt, die weitere gebären, und auf diese Art gibt er Funken seiner Weisheit und Fabulierkunst an seine Schülerin weiter, auf dass sie sich daran erwärme und tröste. Doch auch die märchenhaft anmutenden Gestalten, die ihnen in der schwindelnden Weite der Wüste begegnen, bergen Geschichte um Geschichte, von Wünschen und Sehnsüchten, Wegen und Irrfahrten, von denen sogar der Tanz des Windes zu flüstern scheint …

Bab‘Aziz – Der Tanz des Windes / Bab‘Aziz ist ein Märchen mit großartigen und prächtigen Bildern, sowohl visuell als auch sprachlich. Die warm und fröhlich gestaltete Geschichte beherbergt einige Elemente aus der Gedankenwelt des Sufismus, der islamischen Mystik, die kombiniert mit den existentiellen Aspekten in den Erzählungen wie wunderschön umgesetzte, religiös-philosophische Betrachtungen über das Motiv der Suche im Leben eines Menschen erscheinen. Zudem ist der Film formal wie inhaltlich ein ebenso emphatisches wie charmantes Plädoyer für die Stärke von Narrationen, die sich wie heilendes Balsam auf die Wunden der Seele legen können, wie bei König Schehrijar, den die Erzählungen der Scherezade in Tausendundeiner Nacht seine brutale Krise überwinden und wieder zu einem frohen Menschen werden ließen. Der Erzähler und Filmemacher Nacer Khemir fordert sein Publikum mit Bab‘Aziz – Der Tanz des Windes / Bab’Aziz auf, sich von Geschichten berühren und bewegen zu lassen und auf ihre inhärente Kraft zu vertrauen – einen zauberhaften Spielfilm lang und darüber hinaus.

Bab Aziz Trailer

 

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