Hört auf, Trump als Niederlage der westlichen Werte hochzustilisieren

Die Medienlandschaft scheint sich einig – der Sieg von Donald Trump im Präsidentschaftsrennen der US Wahl 2016 ist der Niedergang einer politischen Kultur. Werte wie „Rechtsstaatlichkeit, Gleichberechtigung und Religionsfreiheit“ sind in Gefahr. Die Menschen haben Angst in dieser „dunklen Stunde“ heisst es. Trump droht „das gesamte Erbe Obamas zu vernichten“ lese ich an anderer Stelle. „Die Rache des weißen Mannes an einem Land im Umruch.“ Dass dies von vielen Menschen insbesondere in Europa so empfunden wird, erkenne ich an. Dass Trump viele politische Ziele hat, welche Obamas Politik entgegenstehen ebenso. Aber diese Untergangstimmung ist vor allem Teil der Medienkampagne und des desaströsen Wahlkampfes, bei dem nicht gezögert wurde Trump alles anzuhängen, was die westliche Wertegesellschaft von sich weist.

Die Medien haben Trump zu einem Antagonisten gemacht, haben ihn mit Hitler verglichen, ihm Sexismus, Rassismus und all diese Dinge vorgeworfen. Natürlich, wird manch einer einwenden, hat er sich doch selbst in diese Rolle dirigiert. Zweifelsohne hat Trump viele fragwürdige Ansichten, doch diese Rolle hat er nicht gewollt, sondern er hat mehr oder weniger geschickt die Welle geritten, die auf ihn zukam. Das negative Campaigning, wie diese Rufmordkampagne so schön heisst, hat ein nie geahntes Ausmaß erreicht. Ja ich rede von den Medien, ein weiteres Minenfeld, bei dem man gleich in Lügenpresseverdacht gerät. Doch die Geschlossenheit der Berichterstattung vor, während und nach der Wahl ist schon erschreckend. Die Medien haben eine Stimmung geschaffen, bei dem es nicht mehr erlaubt ist über etwas positives von Trump zu reden. Alles an ihm ist schlecht – Er ist der Zerstörer. Er soll der Zerstörer sein. Er muss diese Shui-Ta-Hafte Rolle spielen in einer Welt, bei der fast niemand mit dem Status-Quo zufrieden ist. Natürlich ist er kritisch zu sehen, das steht außer Frage. Aber bitte differenziert. Genug ist genug. Mit den bildhaften Übertreibungen über das Übel Trumps haben die Medien ironischerweise diese Untergangsstimmung selbst erzeugt. Dabei ist eben jene Tabuisierung ein Problem, welches bereits in Deutschland schon zu heftigen politischen und familiären Auseinandersetzungen geführt hat, denken wir nur an Pegida. Es ist die gleiche Spaltung die nun die USA ergreift. Zu sehr beanspruchen die westlichen Medien Deutungshoheit, sodass sie gar nicht mehr in der Lage sind, die vitalen Strömungen unvoreingenommen zu betrachten – alles wird gleich gelabelt und etikettiert. Der Westen hat sein heutiges weltoffenes Weltverständnis als ein Negativabzug von Hitlerdeutschland gewonnen (zurecht) und sich so sein eigenes geistiges Minenfeld geschaffen. Das Trump-Bashing zeigt vor allem eines : die Weigerung sich mit dem eigenen Schatten zu beschäftigen. Zu erkennen und zu akzpetieren, nicht von sich zu weisen und abzuspalten. Und dies betrifft nicht nur Deutschland, sondern die gesamte westliche Hemnisphäre, wie wir dieser Tage sehen. Integration von diesen Kräften kann eine Bereicherung darstellen. Wir dürfen uns nicht ins Flachland der Entweder-Oder Rhetorik entführen lassen, sondern sollten weiterhin perspektivisch schauen. Den Teufel an die Wand zu malen hat noch niemanden weitergebracht.

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