Warum Diversity und MeToo Gesellschaftsspalter sind.

Die sogenannte rote Pille ist eine allseits bekannte Analogie aus dem Film die Matrix, in der eben jene Pille für stürmische Wahrheiten und tiefere Erkenntnis des Systems steht, wohingegen die blaue Pille für ein seichtes weiterleben in den bisherigen Lügen steht. Die überaus sehenswerte Dokumentation „The Red Pill“ wendet diese Analogie auf die aktuelle Genderdebatte an und will hier eine eigentlich unspektakuläre Erkenntis propagieren – die rote Pille heisst nichts anderes, als dass auf beiden Seiten des Zauns geschossen wird, also Frauen UND Männer gewaltvoll und liebslos miteinander umgehen, unterschiedlich verteilte Hoheits- und Unterworfenheitsgebiete aufgrund eines ehemaligen gesellschaftlichen Konsens ausgebildet haben. Ein gesellschaftlicher Konsens, der schon seit längerem bröckelt und neu verhandelt wird.


In der Bewusstseinspsychologie ist die rote Pille wohl am ehesten zu vergleichen mit der Schattenarbeit, in der ich mit meiner eigenen Bosheit und meinem eigenem Willen zur Macht konfrontiert bin. Es ist aber natürlich nicht so, dass der Schatten erst dann auftritt, sondern stets wirkt. So können wir auch gesellschaftlich sehen, dass jede Bewegung, insbesondere jene, welche Unschuld, Unversehrtheit und Reinheit einklagen, mit einem kraftvollen Schatten versehen sind. Der Schatten ist dabei nicht einfach falsch, sondern ist eine Kraft, die es oftmals braucht um die Evolution voran zu bringen, ob nun bewusst oder unbewusst gelebt. Insofern würde ich mir wünschen, dass wir Debatten wie z.B. die MeToo Debatte, auch immer mit dem Advocatus Diaboli untersuchen und schauen, was auf der Schattenebene und gesellschaftlichen Machtbasis passiert.

Wer die Situationen so analysiert und sich von der eigenen Betroffenheit soweit möglich distanziert wird neben (!) den berechtigten Forderungen auf Entwicklungen stoßen, die weder den Opfern noch den Minderheiten nützen. Das Eintreten für die Unterdrückten, für Minderheiten und die gesamte Diversity Agenda hat die schrittweise Entsolidarisierung und Vereinzelung der Gesellschaft zu Folge, da niemand sich mehr gesehen fühlt, niemand mehr Vertrauen im anderen schöpft und niemand mehr in der Lage ist von sich abzusehen um die Gleichheit zu sehen, sondern lediglich sein subjektives Identitätsrecht einfordert. Somit wird nicht nur die gesellschaftliche Debatte der steigenden Schere zwischen Arm und Reich, der Entrechtung (z.B. Privatisierung von Wasser) und der unhumanen Kriegsführung verlagert. Es werden auch jene Verhältnisse die beklagt werden vergrößert, weil die Fronten mehr denn je verstärkt und institutionalisiert werden.[quote]Diversity kann daher auch gesehen werden als verkappte Legitimation von Ungleichheit.[/quote] Be Yourself heisst auch – sei anders, hebe dich ab und leb DEIN Leben. Was immer das heißt. Das jeweilige Leiden der Individuen an ihrer eingebildeten oder realen Ungleichbehandlung ist weder auf einer Skala zu verorten, noch gibt es einen Konsens, auf dessen Basis man vernünftige Einigungen erzielen kann. Befragt man Studenten der Gender Studies auf einem Campus, wie viele Geschlechter es ihrer Meinung nach geben soll, so sagen sie es gibt keine klare Eingrenzung. Gleichwohl fordert aber jeder das Recht als das, wofür er sich selbst bestimmt, angesehen und auch entsprechend angesprochen zu werden. Falsche Ansprachen werden so schnell als „Act of violence“, also als Angriff verstanden. Selbst nationale Identitäten sollten für einige Hardcore Anhänger vom Individuum selbst gewählt werden können. Ausschlaggebend sind demnach keine „harten Fakten“, sondern dynamische Mindsets. Dass dies keine gute Grundlage für einen gesellschaftlichen Konsens ist liegt auf der Hand.

Deshalb ist es so lohnenswert die rote Pille zu schlucken, wenn man wirklich für Gerechtigkeit ist. Die Schere zwischen Arm und Reich ist mittlerweile so groß, wie in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Und da sind sicher auch die neuen Rechten keine Lösung, aber das Gegenstück der Globalisierung, Diversity und Skandalisierung der Sprache ist ebenfalls mehr Problem als Lösung. Konsens kann meiner Meinung nach erst entstehen, wenn auch der eigene Schatten erkannt wird und unter dessen Berücksichtigung eine vernünftige Einigung erzielt wird. Diese Vernunft muss zwangsläufig über die eigene Betroffenheit hinaus gehen und Verständnis für den anderen aufbringen, soweit möglich.

Es heisst also im Titel „MeToo“ ist ein Gesellschaftsspalter. Genau genommen ist auch das zu einseitig – ein „MeToo“, welches allerdings nur die Frauen als Opfer adressiert und die Männer als Übel ausmacht, ist zweifelsohne eine Belastung für die gesamte Gesellschaft. Ein „MeToo“, welches auf beide Seiten blickt, also ein RedPill-MeToo, wäre ohne Frage ein gesellschaftlicher Fortschritt. Davon ist in den Redaktionen der sogenannten Mainstream Medien jedoch aktuell leider wenig zu sehen.