Seele, Wachstum und Bewusstsein – Betrachtungen von Persönlichkeit und Spiritualität mit den Archetypen der Seele

Was ist die Seele? Wenn Menschen, die ‚Seele‘ für etwas Reales halten, nach einer Definition gefragt werden, ist in der Regel die Antwort: „Seele ist das, was übrig bleibt, wenn wir sterben.“ Aber ist das nicht eher ein Kriterium als eine Definition?

Die Seelenlehre der Archetypen bietet uns mit ihrem äußerst komplexen Modell eine dezidierte Anschauung dessen, was Seele sein könnte (und grenzt sie zudem klar gegen das, was „Psyche“ ist, ab). Wir erfahren in ihr äußerst präzise, wie sich die energetischen Ordnungen der seelischen Welten gestalten und wie sich Sinn und Entfaltung von Seelen in der irdischen Welt erfüllt. Und wie wohl immer, wenn Modelle der beschreibbaren Wirklichkeit nahekommen, finden sich Parallelen zu anderen Konzepten: Ein wesentlicher Teil der Lehre ist nahezu deckungsgleich mit den Bewusstseinsleveln der Spiral Dynamics.

In dieser Einführung in die Seelenlehre der Archetypen möchte ich vor allem an diese Ähnlichkeiten anknüpfen – als Inspiration und Vertiefung von Verständnis von sich selbst und der Welt, in der wir leben.

von Marion Lockert

Informationsquellen und Entstehung

Erklärungen von Sinn und Sein entstehen in der Regel nicht als ein logisch konstruiertes Gedankengebäude, sondern sind Resultat einer Inspiration. So auch bei den Archetypen der Seele. Dr. Varda Hasselmann, seinerzeit als Mediävistin und Dozentin an der Universität Göttingen tätig, und ihr Mann Frank Schmolke, Studienrat und Heilpraktiker, kamen in den USA in Kontakt mit Informationen über seelische Seinsformen, die eine außerweltliche Entität einer Gruppe von Menschen übermittelt hatte.

Berührt und inspiriert davon wurden sie wenig später zu ihrem Erstaunen bei medialen Experimenten mit weiteren Details über diese Seelenlehre überrascht. Daraus entwickelte sich seit Beginn der Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts eine Zusammenarbeit mit einer Kausalen Quelle, die dieses Modell entscheidend vertiefte und präzisierte. Mittlerweile sind im renommierten Goldmann Arkana Verlag acht Bücher und drei Romane erschienen, die unterschiedliche Aspekte der Lehre ausführen. Deren Schlüssigkeit und Resonanz ist von mittlerweile tausenden von Seminarteilnehmern und Lesern positiv geprüft.

Die hier verarbeiteten Informationen basieren auf den Büchern von Hasselmann / Schmolke „Archetypen der Seele“ (1993, 16. Auflage 2017) und „Junge Seelen – Alte Seelen“ (2016, 4. Auflage 2017, zitiert mit JS AS), erschienen bei Goldmann Arkana, und auf Seminarmitschriften. Das Buch JA AS erläutert 35 Bewusstseinsstufen, hier Seelenaltersstufen genannt, sehr anschaulich mit konkreten Beispielen und gibt Antworten auf viele vertiefende Fragestellungen.

 

Aber nun zum Inhalt.

 

Was ist die Seele?

Seele ist nicht materiell. Also muss sie etwas energetisches sein. Sie bildet den Kern unserer Persönlichkeit und geht gleichzeitig weit darüber hinaus, ist als deren Fragment verbunden mit energetischen ‚Seelenfeldern‘, die wie Fraktale in immer größeren Einheiten aufgehen.

Die Grundenergie oder Essenz unseres Persönlichkeitskerns besteht aus einer der sieben Energien, in denen das Universum schwingt.

Diese findet ihre Analogie in den archetypischen Seelenrollen des Heilers (Energie 1), des Künstlers (2), des Kriegers (3), des Gelehrten (4), des Weisen (5), des Priesters (6) und des Königs mit der Energie 7. Bevor also eine Seele inkarniert, schwingt sie für alle Zeiten und in allen Welten in ihrer ureigenen „Tonart“.

Bei der ersten Inkarnation der Seele und damit ihrer Fragmentierung, also Vereinzelung in der hiesigen Welt, entsteht durch die Reihenfolge der Ausschüttung das Dual zu dieser „Seelenrolle“: der „Weg der Seele“. Er beschreibt als die Yin-Ergänzung die Art ihrer Wachstumsbewegung. So kann also beispielsweise eine Heilerseele den Weg der Berührung (Energie 1), den Weg des Wissens (2), der Kraft (3), den Weg der Form (4), den der Sehnsucht (5), der Stille (6) oder den Weg der Suche (7) gehen.

Um dann eine irdische Persönlichkeit zu werden, die ihr komplexes energetisches Seelenmuster, also ihre Matrix lebt und deren Lern- und Wachstumsaufgaben erfüllt, wählt sich die Seelenessenz weitere sieben charakterbildende Elemente. Dazu gehört, extrem prägend, ein Urangst-Muster, dann ein Entwicklungsziel, ein Modus, mit dem sich das Ziel besonders leicht erreichen lässt, eine Mentalität, ein Reaktionsmuster und ein Seelenalter.

 

Seelenalter – Potential des Bewusstseins

Das Seelenalter ergibt sich aus der Anzahl der bisher gelebten Inkarnationen. Deren Beschreibung zeigt verblüffende Parallelen zu den Spiral Dynamics. Bevor sich die beiden Konzepte vergleichen lassen, seien die Archetypischen Seelenalter hier aus der übrigen Matrix herausgezoomt und in Kürze vorgestellt.

In der Lehre der Archetypen der Seele werden fünf Seelenalterszyklen beschrieben, die sich in jeweils sieben Stufen entfalten. Jede dieser insgesamt also 35 Stufen bietet uns ein anderes Lernthema. Keine Stufe kann übersprungen werden, denn sie bauen schlüssig aufeinander auf. Und jede Seele kommt unweigerlich auf der letzten Stufe an, bevor sie das Inkarnationsrad endgültig verlässt. Seelenalter und Intelligenz sind im Übrigen voneinander völlig unabhängige Kategorien.

Die fünf Zyklen Säugling-Seele, Kind-Seele, Junge Seele, Reife und Alte Seele bergen, analog zur biologischen Entwicklung, ein Potential von Bewusstheit. Alle Seelenalter sind gleich wichtig und stellen keinerlei Hierarchie dar. So, wie man nicht behaupten würde, eine 60jährige sei mehr wert als eine 6jährige, ist es jedoch einsichtig, das beide sehr unterschiedliche Horizonte, Bedürfnisse und Werte haben.

 

Frank Schmolke beschreibt im Vorwort von „Junge Seelen Alte Seelen“ :

„Die seelischen Beziehungen greifen […] auf körperliche Entwicklungsphänomene im Sinn einer Analogie zurück, um eine bessere Verständlichkeit zu erreichen. Ein Unterschied besteht jedoch zum Beispiel darin, dass ein gesunder erwachsener Mensch psychisch zwar reifen kann, aber nicht muss. Die Seele hingegen reift mit jeder einzelnen Stufe ihrer Entwicklung.

 

Für unsere Sehweise ist die Trennung von seelischer und psychischer Entwicklung zentral. Seelische Entwicklung geschieht von selbst, und zwar dadurch, dass man lebt. Sie kann vom Menschen nur akzeptiert oder abgelehnt werden.“ (Aus: JS AS, Vorwort Seite 10)

 

Ein Mensch wird also auf einer der 35 Seelenaltersstufen geboren und bleibt in aller Regel sein gesamtes Leben in ihr verankert. Somit stellt die jeweilige Stufe das maximale Bewusstsein eines Individuums dar. Das Ziel dieser Reise durch die Stufen ist es, Erkenntnis und Liebesfähigkeit durch die Erfahrungen im Irdischen anzureichern und diese Erfahrungen energetisch den geistigen Welten zugänglich zu machen.

Bei der ersten Inkarnation, die eine Seele in Kontakt mit den Bedingtheiten dieser Welt bringt, erfährt sie: Hier ist alles anders als in anderen Welten! Dualität und Polarität, Zeit und Raum, Materie, Körperlichkeit, die Verletzlichkeit und Vergänglichkeit des Körpers, die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen und die Folgen dieser Entscheidungen zu tragen sind Gegebenheiten, die es zu erkunden gilt. Nach der Archetypischen Seelenlehre wird das in jeweils immer komplexerem Bewusstsein und weiter entwickelter Form geschehen.

 

Die 5 Zyklen der Bewusstseinsreife

Der 1. Zyklus der Säugling-Seele (Energie 1) befasst sich mit dem Thema, was es bedeutet, einen Körper zu bewohnen und biologische Beziehungen zu leben. Hunger, Verletzbarkeit, sexuelle Bedürfnisse, menschliche Nähe, Sprache, Wandel und Veränderung sind wesentliche Erfahrungen. Die Vorstellung von Spiritualität von Säuglig-Seelen ist die des Animismus. Für sie bewegen Geister die Welt, alles in der Natur um sie herum scheint mit Göttern besetzt. Und man muss sich, um das Überleben zu sichern, gut mit ihnen stellen.

Das Bewusstsein eines Menschen auf der siebten Stufe einer Säugling-Seele ist vergleichbar mit dem eines Kindes von 16 Monaten. Nachrichten wie die von einer Mutter, die ihre Kinder in die Tiefkühltruhe legt, weil sie ihre Nachkommen nicht als ihr zugehörige lebende Wesen begreifen kann und moralische Forderungen und Verantwortlichkeiten außerhalb ihrer Möglichkeiten liegen. lassen sich dieser Stufe zuordnen. Besonders häufig inkarnieren sich Säugling-Seelen in Südamerika und Afrika. Hier haben sie auch die Möglichkeit, ihren Körper (Dank der hohen Sterblichkeit) ohne Aufsehen schnell wieder zu verlassen. Wir befinden uns hier auf dem Level Beige der Spiral Dynamics (SD). Etwa 5 % der Weltbevölkerung machen Säugling-Seelen aus.

 

Kind-Seelen

Die nächste Phase ist die der Kind-Seele (SD-Level Purpur und Rot) mit der künstlerischen Energie 2. Hier geht es darum, sich mehr und mehr als ein Individuum zu erfahren, mehr Selbständigkeit und Formen von Kreativität zu entwickeln. Kind-Seelen sind, da es um erste Erkundungen von Ich und Getrenntsein geht, noch nicht in der Lage, sensibel und verantwortungsvoll zu sein. Sie sind liebevoll und angstvoll, ohne es zu wissen, und von Minute zu Minute kann das eine ins andere umschlagen. So wie eben ein Kind liebevoll und zugewandt mit einer Fliege spielt – um im nächsten Augenblick neugierig zu probieren, mit wie wenig Beinen sie sich gerade noch fortbewegen kann.

Kind-Seelen bilden Hochkulturen mit sehr expressiven künstlerischen Produkten, wie viele Bauten in hinduistischen Gegenden bezeugen. In ihrer polytheistischen Welt müssen die übermenschlichen Götter besänftigt werden – durch Menschenopfer und etwas später mit Tieropfern. Schon mal Bollywood-Filme gesehen? Vor allem in Asien mit seinen bunten und spielerischen Ausdrucksformen findet man viele der etwa weltweit 15% Kind-Seelen mit ihrem Bewusstsein von etwa 2-16 Jahren. Bali etwa bewohnen 70% Kindseelen, 20% Junge Seelen und 10% Alte und Säuglingseelen.

 

„Intelligenz und Seelenalter sind nicht aneinander gekoppelt. […] Die Intelligenz vieler Kind-Seelen befähigt sie durchaus, eine höhere Schule zu besuchen, falls es ihr Wunsch sein sollte. Meist ist es jedoch nicht so, und dies liegt nicht an einem Mangel an Intelligenz. Die mentalen Begabungen sind bei den Kind-Seelen genauso breit gestreut wie im übrigen Bevölkerungsanteil.

 

Es liegt vielmehr daran, dass Kind-Seelen über wenig Durchhaltevermögen verfügen, keine Neigung verspüren, Verantwortung zu übernehmen, und kaum die Möglichkeit kennen, die Erfüllung ihrer Wünsche auf lange Zeit aufzuschieben. Sie vermögen nicht ohne Weiteres in die Zukunft zu investieren, denn Zukunft bedeutet ihnen wenig. Im Allgemeinen leben sie von heute auf morgen; schon das Übermorgen bereitet ihnen Schwierigkeiten, wenn es Lebensplanung, Geld sparen oder Vorräte anlegen betrifft. Kind-Seelen brauchen Berufe, die keine wesentliche Eigenverantwortung oder persönliche Strategie erforderlich machen.“ (Aus: JS AS, Seite 129f)

 

Junge Seelen

Die Jungen Seelen machen den größten Teil der Weltbevölkerung aus. Mit ihrem Bewusstsein entsprechend etwa 15 bis 35 / 45 Jahren geht es der Seele in dieser Phase darum, über Abhängigkeit und Hilflosigkeit hinauszuwachsen und sich selbst als Gestalterin ihres Lebens zu erfahren. Dazu gehört es, Grenzen auszuloten, Ich-Stärke und Durchsetzungskraft zu erkunden. Das Prinzip des „Man muss nur wollen!“ prägt diese Phase, Erfolg, Reichtum, Macht sind erstrebenswert. Fortschritt bedeutet für sie immer ein Mehr an Geld, Schönheit, Anerkennung und Bestätigung. Und sie neigt dazu, sich allmächtig zu fühlen, definiert sich über den Konflikt zwischen dem erstarkenden, nach Autonomie strebenden Ich und dem Bedürfnis nach Eingebettetsein in ein starkes Wir.

Während in frühen Stufen der Jungen Seele noch der Ahnenkult eine Rolle spielt, sind es später strenge Formen des Monotheismus, wie sie im Christentum, im Islam und Judentum wesentlich sind. Es gibt eine eindeutige Wahrheit, entsprechende Regeln und Hierarchien, Freund und Feind. Daher sind auch Werte wie Treue, Loyalität, Disziplin und Strebsamkeit vorrangig.

Auch in dieser Phase ist es dem Bewusstsein noch nicht möglich, empathisch zu sein. Wie könnte man sich auch sonst so herzhaft und im vollem Gefühl von Fug und Recht die Köpfe einschlagen? Die Aufgaben einer Jungen Seele, die der Kriegerenergie entspricht, drehen sich ja um die Erkundung von Pioniergeist, von Möglichkeiten und Grenzen, daher ist sie auch nicht daran interessiert, sich zu reflektieren. Auch das ist für diese Phase „richtig“. Wenn es Probleme gibt, sind sie dazu da, um gelöst zu werden.

 

Die Junge Seele ist nun verstärkt auf Spiegelung und Bestätigung angewiesen und fragt sich erstmals: „Wer bin ich, was bin ich?“

 

Dazu ein Zitat aus „Junge Seelen – Alte Seelen“ von Hasselmann / Schmolke (Seite 226f):

„Aber ähnlich wie Vierzehnjährige aufgrund ihres Entwicklungsstands gegen alles den Aufstand proben müssen, was die Älteren ihnen an Modellen vorführen, so braucht auch die frühe Junge Seele zunächst einmal eine Weile ein Gegenmodell, das einen Abscheu erzeugt gegenüber allem, was angeblich von ihr verlangt wird. Moral und Sittlichkeit sowie ihre Durchbrechung spielen im gesamten Jungen Zyklus eine erhebliche Rolle.

 

Aber die Moralvorstellungen der älteren Seelen können nicht zugleich die Moral der jüngeren sein. Sich »unmoralisch« zu verhalten ist für Junge Seelen einerseits eine Notwendigkeit, die in Bezug auf die Entwicklung von Karma von Interesse ist; andererseits ist solches Tun eine Herausforderung an die Grenzsetzungen und die Gesetze einer Gesellschaft. Diese werden den von kriegerischem Optimismus getragenen Menschen mit einer Jungen Seele (Energie 3) nicht selten an eine Felswand der Normen schmettern lassen. Rechtsprechung und Verfassung eines Landes werden von späten Jungen und von Reifen Seelen entworfen und durchgesetzt. Diese Regeln nicht zu akzeptieren, sie zu ignorieren oder gegen sie zu rebellieren, das ist die seelische Aufgabe der frühen Jungen Seele.

 

Eine Kind-Seele hingegen begreift oft gar nicht, was von ihr erwartet und verlangt wird. Sie verzeichnet nur, ob sie gelobt oder gestraft wird. Eine frühe Junge Seele hat jedoch ein Bewusstsein von Widerstand und Gegenposition. Sie will sich nicht beugen; sie muss gegen das Etablierte kämpfen. Der kriegerische Wunsch ihrer Seele nach Auseinandersetzung soll befriedigt werden. Deshalb ist in den frühen Stadien des Jungen Zyklus eine erhebliche Ablehnung dessen zu verzeichnen, was ältere Seelen für Recht, Anstand, Problembewusstsein und Ordnung halten.

 

In den vielen Millionen Junger Seelen, die in Deutschland leben, sind allerdings alle Stufen dieses Seelenzyklus nahezu gleichermaßen vertreten. Sie stellen die Mehrheit der Bevölkerung dar. Für ihre sämtlichen Bedürfnisse ist gesorgt; Widerstand und Widerspruch gegen Gesetze und Normen werden nicht mit dem Tod bestraft. Der allfälligen Rebellion wird aber allzu oft mit einem erheblichen oder sogar übertriebenen Verständnis begegnet, das einer frühen Jungen Seele nicht guttut, weil es den Kampfgeist erlahmen lässt, wenn sich der Gegner eine Hand auf den Rücken bindet. Reife Seelen aber wollen üben, Verständnis zu haben.“

 

Ein paar Beispiele mögen dieses Seelenalter illustrieren. Paris Hilton zum Beispiel, eine Künstlerseele auf der 1. Stufe des Jungseelenalters, hat als Entfaltungsaufgabe „Ich und Körper sind identisch“. Hierzu gehören oft extreme Bedürfnisse, seinen eigenen Körper zu „gestalten“. Donald Trump soll als Junge Seele auf der 2. Stufe erkunden: „Ich gestalte die Welt, wie sie mir gefällt“. Einen maximale Macht zu gewinnen und „Fußspuren zu hinterlassen“ gehört dazu. (Und da können wir froh sein, dass er noch nicht auf Stufe 3 „Freunde werden Feinde, Feinde werden Freunde“ ist.)

Gegen Ende des Jungseelenzyklus hat der Mensch mit den Themen „Mein Verhalten stiftet Lebenssinn“ (Stufe 6) bzw. „Ich trage Verantwortung“ (Stufe 7), wie es zum Beispiel Wladimir Putin lebt, das subjektive Gefühl: Ich habe den Zenit erklommen, ich bin an der Spitze angekommen. Hier finden wir das Bewusstseinslevel der SD von spätem Rot über Blau bis zu frühem Orange.

 

Die Reife Seele

Mit dem Erreichen des Reifseelenalters, welches der Gelehrtenenergie entspricht, beginnt das individuelle Bewusstsein mit der Introspektion. Daher ist es vor allem auf den ersten beiden Stufen häufig mit schwerster Irritation und dem Gefühl von Unsicherheit verbunden. Die Seele liebt es nun, Dinge und sich selbst zu problematisieren, sich empathisch in Beziehung zu setzen, sich zu hinterfragen. In diesem Zyklus werden auch karmische Verstrickungen, die auf den vorigen Stufen geknüpft wurden, gelöst. Verantwortung zu fühlen für die Folgen seines Handelns ist das zentrale Thema.

Dazu gehört auch, das Lieblosigkeit immer schwerer ertragen wird. Die Frage: „Und was stimmt für mich?“ wird vorrangig. Beziehungen werden nur noch aus Liebe eingegangen,

Die Reife Seele ist vergleichbar der SD-Level spätes Orange, Grün und frühes Gelb. So werden Themen, die sich mit Abhängigkeit, Schuld und Unschuld und Vertrauen befassen vital. Ab der 6. Stufe ist für einen Menschen der Einfluss und die Eingebundenheit in die spirituellen Dimensionen unabweisbar. Daher können auch die klaren Zuordnungen zu „richtig oder falsch“ eine Reife Seele nicht mehr befriedigen. Nach einer Phase des Atheismus zu Beginn ist es der späteren Reifen Seele ein Bedürfnis, eigene Formen und persönliche Bezüge des Göttlichen zu finden. Das Bewusstsein entspricht dem biologischen Alter von ca. 35-65 Jahren.

Vor diesem Hintergrund erstaunt es auch nicht, dass z.B. Angela Merkel als Reife Seele auf der 4. Stufe sich von einem Donald Trump unverstanden fühlen muss. Ihre Entfaltungsaufgabe „Aus Liebe auf Wesentliches verzichten“ lebt ihre Seele – egal ob man ihr politisch folgen mag – vorbildlich, verzichtet sie in ihrem Amt aus Liebe zu ihrem Land doch auf jegliche persönliche Freiheit. Und Barack Obama als ein König auf der Stufe Reif 6 zog natürlich eine andere Wählerschicht an, fühlte sich von Merkel sicherlich auch eher verstanden. Und wo wir schon bei Politikern sind: Helmut Schmidt als Reife Seele auf der 5. Stufe war damit befasst, „Leben und Schicksal anderen anzuvertrauen“. In seiner invers gelebten Form hat er vielfach erfahren, dass andere sich ihm anvertrauten, man denke nur an die Hamburger Sturmflut oder Mogadischu.

Die vorrangigen Werte sind nunmehr Einfluss statt Macht, Wohlstand statt Reichtum, Mitgefühl statt Gewinnen. Reife Seelen sind zurzeit in Deutschland mit etwa 25 – 30% vertreten – ein relativ hoher Prozentsatz. Die USA als ein Jungseelenland werden also unsere Bestrebungen vielfach nicht nachvollziehen und teilen können.

 

Die Alte Seele

Der fünfte Zyklus ist der der Alten Seele, vergleichbar mit mittlerem Gelb bis Türkis und Koralle. Ihr Thema ist das der Individuation. Mit der Entfaltungsaufgabe der ersten Stufe 2 „Aus innerer Überzeugung gegen die geltende Moral handeln“ erschließt sich die Seele die Erfahrung, dass die Loslösung von den Ansprüchen der Gesellschaft ein nachhaltiges Gefühl von Anderssein als die meisten Menschen ihrer Umgebung bedingt. Alt sein macht einsam. Das empfinden Alte Seelen als ein Grundgefühl ihrer Existenz. Zugleich ist eine Sehnsucht nach Alleinsein deutlich, Menschenmengen werden eher gemieden.

Überhaupt verliert das Irdische nach und nach immer mehr an Bedeutung, sich den gesellschaftlichen Lebensformen und Ansprüchen anzupassen macht Mühe. Seine eigene Wahrheit zu leben wird unabdingbare Forderung der Alten Seele. Dafür wird die Verbindung zu den Geistigen Welten enger und astrale Kontakte bewusster aufgenommen. Wie auch bei Menschen in biologisch höherem Lebensalter nimmt die körperliche Empfindlichkeit zu, oft wird der Leib und das Irdische geringschätzt. Auch Partnerschaften, vor allem Elternschaft ist für den Erfahrungsschatz einer Alten Seele nicht mehr zentral. Liebe wird in allen Dingen und Formen der Beziehung gesucht.

Im Allgemeinen sind Lust und Freude statt Pflicht für eine Alte Seele der angemessene Motor. Fragen wie“ „Wie gehe ich weise mit meinen Bedürfnissen, meinen Körperkräften und meinen Sehnsüchten um? Wozu habe ich in diesem Leben wirklich Lust?“ sind zentral.

Wesentlich ist bei Alten Seelen, deren Energie mittlerweile eine hohe Schwingung angenommen hat, dass immer weniger das Tun, immer mehr das Sein und die energetische Ausstrahlung wirksam werden. Eine Ausnahme bildet da die 3. Stufe mit der Entfaltungsaufgabe „Präzise Innenschau mit einer aktiven Außenwirkung verbinden“, der auch die Priesterseele Ken Wilbers zugehörig ist. Auch Hildegard von Bingen, Rudolf Steiner oder Mutter Theresa zählen dazu. Hier verbindet sich die altseelenhafte Weisenenergie 5 mit der kriegerischen Energiezahl 3 und nimmt oft noch einmal gesellschaftswirksame Fahrt auf.

 

„(Die Innenschau)… ist ein nahezu passiver Akt und nicht die aktive erkenntnisorientierte, analytische Untersuchung von inneren Bewegungen und Motivationen. Zwar ist es wichtig, dass am Ende dieses passiven Schauens auch eine irgendwie geartete Schlussfolgerung gezogen wird. Aber es handelt sich bei der Innenschau einer Alten Seele mehr um ein Zulassen und Gestatten als um ein Klären oder gar Beherrschen von inneren Regungen. Dieses Zulassen ist gewissermaßen ebenfalls eine Forschungsarbeit, denn die Feinbewegungen des eigenen Innenlebens, der seelischen Regungen und der Psyche sind oft hinter vielfachen Schichten der Vernebelung verborgen. […]

 

Es geht also für die Alte Seele eher darum wahrzunehmen, was sich in ihr bewegt hat, als zu untersuchen, was sich gerade tut. Im Nachhinein zu erkennen: »Aha, das hatte diesen und jenen Sinn« oder »Diese Reaktion von mir war nicht vorauszuberechnen« oder »Ich hatte Regungen, von denen ich nichts ahnte, die sich aber in meinen Urgründen ständig manifestierten und mich lenkten und leiteten« – das stellt eine ganz andere Schicht der Erkenntnisfähigkeit dar. Sie wird vorwiegend durch Muße, Abschalten, Nichtstun gefördert und nicht wie bei der Reifen Seele durch ein aktives, bemühtes analytisches Hinschauen, möglichst auch mit Hilfe anderer Menschen oder Therapeuten.“ (Aus: JS AS Seite 352f)

 

Seelen auf der Stufe Alt 4 waren z.B. Dr. Edward Bach (der mit den Bachblüten), auf Alt 5 finden wir Johann Sebastian Bach, Mahatma Gandhi oder SH der XVI. Dalai Lama. Alt 6 waren Franz von Assisi und Nelson Mandela, deren Aufgabe „Durch Sein wirken und auf Tun verzichten“ sich auf das Feinste in ihrem Leben wiederfindet. In der Regel jedoch haben Alte Seelen auf den letzen Stufen nur noch wenig Interesse an Öffentlichkeit oder auch Selbsterfahrung. Auf Alt 7, der letzten Stufe der Inkarnation, kennen wir Osho und Rainer Maria Rilke.

 

„Eine Alte Seele hingegen macht sich nur selten die Mühe, das, was sie in sich selbst entdeckt hat, der Welt als Bekenntnisliteratur mitzuteilen. Selbstanalyse ist nicht mehr ihr Hauptanliegen. Vielmehr ist sie aufgrund ihrer Weisen-Qualität 5 in der Lage, eine Synthese des Geschauten zu bilden und diese in Energie umzuwandeln. Auch so kann sie herrliche Kunstwerke hervorbringen. Gesamtschau und Überblick sind das Wesentliche an der Außenwirkung einer Alten Seele.“ (Aus: JS AS, Seite 347f)

 

So gibt es Alte Seelen, die ihre „Altklugheit“ bewusst leben, und auch welche, die völlig auf geschulten Geist und Intelligenz verzichten. Wer jedoch einmal neben einer Alten Seele in Gestalt eines Ziegenhirten in den Schweizer Bergen, der nie eine Schule besucht hat und eine verminderte Auffassungsgabe besitzt, gesessen hat, wird das Empfinden seiner Ausstrahlung nicht mehr vergessen. Allerdings ist die Alte Seele, anders, als man es sich vielleicht denken würde, kein Ausbund von immerwährender Liebe und Güte. Wiewohl sie diese Qualitäten durchaus innehat, folgt sie eher stets dem, was im jeweiligen Augenblick der ureigene Ausdruck ist. Und das kann durchaus sperrig und skurril sein.

 

Wie geht eine Alte Seele mit dem Leid in der Welt um?

„Es ist nun nicht pauschal möglich zu sagen, wie eine Alte Seele lernen kann, mit dem Leid der Welt umzugehen. Vieles versteht sie zunehmend als notwendig und unabdingbar für die Entwicklung von Psyche und Seele. Und sie hat im Laufe ihrer eigenen Inkarnationsgeschichte erfahren, wie erkenntnisfördernd und liebesfördernd sich aktuelles Leid und überstandenes Leid auf Psyche und Seele, auf das Wachstum dieser beiden Instanzen ihres Ich, auswirken.

 

Während Reife Seelen vorwiegend den Impuls haben, Leid zu mindern und zu mildern, versteht die Alte Seele die zwingende existenzielle Notwendigkeit, Leid in das gesamtmenschliche Erleben aufzunehmen. Es bleibt ihr oft nichts anderes übrig, als zu beherzigen, was der Buddhismus lehrt, nämlich dieses große allgemeine Leid aller Wesen und des Menschseins in sich aufzunehmen, es einzuatmen und es wieder auszuatmen, es durch sich hindurchfließen zu lassen, ohne sich zu identifizieren, ohne etwas ändern zu können und zu wollen, ohne den Wunsch einzugreifen, um andere vor dem für sie zwar schrecklichen, aber für das Wachstum der Seele doch oft notwendigen Leid zu bewahren.“ (JS AS, Seite 480f)

 

Und noch einmal ein Zitat der Quelle, dieses Mal aus dem Buch „Welten der Seele“ von Hasselmann / Schmolke, das den spirituellen Hintergrund dieser Lehre beschreibt:

„Das Abschließen aller Inkarnationszyklen ist Teil der Inkarnation selbst und kann weder angestrebt noch vermieden werden. Erfolg oder Misserfolg sind keine Kriterien, wenn es um die Frage geht, ob ein Mensch sich noch einmal inkarnieren wird oder nicht.

Wenn eine Existenz im Körper mit einer sogenannten Erleuchtung abgeschlossen wird, sei es zwischenzeitlich oder endgültig, ist das nur ein Weg unter vielen, der einem  […] aufgrund seiner unablässigen Bemühungen um ein befreites Bewusstsein zuteil wird. Andere […] kennen andere Bemühungen, und sie sind nicht weniger wertvoll als diese.“ (Seite 278f)

 

Fazit

Vielleicht ist deutlich geworden, wie die Beschreibungen der Archetypen der Seele Ähnlichkeiten zu den Spiral Dynamics, aber auch sinnvolle Ergänzungen Bewusstsein und Wachstum seelischer Aspekte umfassen.

Unterschiedlich in der Auffassung ist die Archetypenlehre darin, dass wir durch unser Seelenalter per Geburt mit dem Potenzial einer bestimmten Reifestufe verbunden sind. So ist, wenn man so will, jegliches Bewusstseinswachstum darüberhinaus nicht möglich. Ist also jemand auf der Stufe Reif 6 inkarniert, so bleibt er es sein Leben lang. Und für die Seele ist es auch nicht notwendig, dieser Reifung, die im Laufe unseres Lebens mehr oder minder bewusst wahrgenommen wird, absichtlich „nachzuhelfen“. Schulung, Meditation und Erkenntnis sind daher eher Kür als Pflicht.

In den von mir weiterentwickelten Matrixaufstellungen zeigt sich das Seelenalter neben der Seelenrolle und dem Weg als besonders starke Ressource, beinhaltet es doch als unbewusstes Wissen die Erfahrungen aller vorangegangenen Stufen. Und es kann eine interessante Herangehensweise sein zu schauen, welches Altersstufenthema sich zum augenblicklichen Zeitpunkt in Ihrem Leben als Wachstumsaspekt entfaltet.

Ich persönlich habe durch diese Lehre in den 22 Jahren, die ich mich intensivst mit ihr befasse, zu einem völlig veränderten Verständnis von mir und den Geschehnissen der Welt finden können. Und ich empfand es als ungemein erleichternd zu erfahren, dass mein Gefühl von „Anderssein“ für jemanden in meinem Seelenalter Normalität und Realität ist. Auch in meinen Coachings und sogar Businesstrainings stellen die Archetypen der Seele eine starke Bereicherung dar, zum Beispiel, wenn es um Organisationsentwicklung, Teamförderung und Führungsthemen geht..

Und die Lehre von den Archetypen der Seele spendet Trost. So, wie die Kausale Quelle, der diese Informationen entstammen, als wesentlich bekundete: „Wir möchten vermitteln, dass die menschliche Existenz von einer unzweifelhaften Sinnhaftigkeit erfüllt ist“. Und sie lässt uns wissen: „Du bist nicht allein!“

 

 


Marion Lockert, Seniorcoach, Lehrtrainerin, Autorin, Guide für Sinnsucher

Angebote zum Thema: Archetypencoaching und Matrixaufstellungen, Spirituelle Aufstellungen nach den Archetypen der Seele, Mediale Beratung, Archetypische Themenseminare und Jahresgruppen

Angebote für Unternehmen: Führungskräfteentwicklung, Kommunikation und Kreativität, Begleitungen in Veränderungsprozessen, Coaching, systemische Businessaufstellungen

Für Privatpersonen: Systemische Lösungsaufstellungen, Coaching, Ausbildungen, Persönlichkeitsentwicklung

http://www.marion-lockert-Institut.de


weiterführende Literatur:

Archetypen der Seele

Junge Seelen – Alte Seelen

Welten der Seele

 

Marion Lockert, Leiterin des MLI, genießt Renommee weit über Deutschland hinaus. In über 29 Jahren lernten zigtausend Teilnehmer in Seminaren, Ausbildungen und Coachings Marion Lockerts profundes Wissen, pädagogisches Knowhow, Humor und Bodenständigkeit und ihre ausgeprägte Intuition und Einfühlung schätzen.