Die postmoderne westliche Kultur ist Sinnbild von Individualismus, Offenheit und Selbstverwirklichung. Neben ihren wichtigen Errungenschaften wie beispielsweise die Rechte von LGBT zu stärken, die Emanzipation der Frau (und des Mannes) zu fördern und Ungleichheiten generell anzuprangern, kommen auch immer stärker die negativen Teilaspekte zum Vorschein wie Beliebigkeit, Postfaktizität, Zerrissenheit und Orientierungslosigkeit. Im Wesentlichen lässt sich das postmoderne Kapitel in 3 Phasen unterteilen. Der kanadische Professor Stephen Hicks hat eine kurze Zusammenfassung der Geschichte des Postmodernimus gegeben und gibt so Einblicke in die liberalisierung der Gesellschaft und skizziert die aktuelle Problemstellung.
Postmoderne – Erste Generation / Erste postmoderne Phase
Die erste Phase der Postmoderne ist vor allem gekennzeichnet durch eine gut durchdachte Theorie, die von gut gebildeten, wortgewandten Philosophen in angesehenen Universitäten entworfen wurde. Diese waren alle sehr bewandert in der Epistemologie (Erkenntnistheorie) und generell sehr skeptische Betrachter der Gesellschaft. Sie erkannten, dass es keine „Wahrheit“ im eigentlichen Sinne gibt, sondern vielmehr verschiedene Teilwahrheiten. So sahen sie Wahrheit vorwiegend als eine subjektive Projektion.
Alle führenden Postmodernen Denker in den 50er und 60ern waren Marxisten oder standen dem geistlich sehr nahe. Daraus folgte, dass sie einen klaren Gegenentwurf zu dem damals herrschenden Gesellschaftsstandard verfolgten. Sie waren gegen die Kulturdominanz und sahen in den Subkulturen jeweils einen eigenen Narrativ.
Sie sahen in den verschiedenen Narrativen der Subkulturen jedoch keine Möglichkeit, sich rational auf eine Linie zu verständigen.
Wesentliches Merkmal der ersten postmodernen Generation war die Erkenntnis der Narrativität und Relativität.
Postmoderne – Zweite Generation / Zweite postmoderne Phase
Die zweite postmoderne Phase startete in den späten 80ern über die 90er bis in die 00er Jahre. Die postmodernen Ideen der ersten Generation verfestigten sich langsam in den nachrückenden Generationen der Bildungsschicht, die zu dem Schluss kamen: Es gibt dominante Narrative, die überbetont werden und schwache Narrative, die marginalisiert werden. Es gibt zwar keine Wahrheit, aber man sollte die Narrative im Gleichgewicht halten. Es sollte demnach eine Gleichbehandlung der Narrative in den Lehrplänen geben.
Wesentliche Merkmale der zweiten postmodernen Generation waren Diversität, Gleichheit und propotionale Repräsentation.
Postmoderne – Dritte Generation / Dritte postmoderne Phase
Die dritte postmoderne Phase begegnet uns seit den letzten 10 Jahren in denen proportional mehr Menschen Professoren sind und viele Karrieren auf den vorher wenig repräsentierten Narrativen basieren , die von der zweiten postmodernen Generation in den Lehrplänen aufgenommen wurden. Die dritte postmoderne Generation versucht nun den Geltungsbereich dieser Narrative weiter auszubauen. Sie sind meist nicht interessiert andere Ideen zu lehren, sondern fokussiert auf ihr Metier und oftmals ideologisch geprägt. Viele die sich auf der schwächeren Seite der Narrative wiederfinden, sich entfremdet und unterdrückt fühlen, lernen nun ins handeln zu kommen mit einer gewissen Idee von Altruismus die nicht mehr nach einer Gleichheit zwischen Stark und Schwach, Reich und Arm, Mächtig und Machtlos sucht, sondern den Unterdrückten eine Präferenz gibt. Man soll also aktiv eingreifen und die Starken schwächen zur stärkung der Schwachen. Das führt von der Gleichheit als Standard zu einer Art von kompensatorischer Gerechtigkeit als Standard. Diese Auffassung von Narrativität führt zur Erzählung als Waffe und erschafft auf Seiten der Priviligierten Schuldgefühle. Das führt wiederum dazu, dass die unterdrückte Position sich durchsetzt und es keinen Raum des gleichberechtigten Austauschs von Ideen mehr gibt. So werden beispielsweise konservative Stimmen unterdrückt, weil diese in der Vergangenheit dominierten (95% der Professoren an US-Universitäten sind mittlerweile Liberalintellektuelle). Diese Dynamik wird nicht in Fairness ausgetragen, sondern mit einer aggressiven und teilweise hässlichen Selbstverständlichkeit der „Schuldigkeit“ („Ihr schuldet uns dies“). Die Gegensprecher werden direkt als manipulativ und bösartig diskreditiert und können deshalb auch mit unlauteren Mitteln bekämpft werden. Die Priviligierten haben keine gleichen Rechte mehr, sondern sollen sich der Denkweise der Unterdrückten anpassen.
Wesentliche Merkmale der dritten postmodernen Generation sind Narration im Dienste der Umkehr von Privilegien, Postfaktizität, kompensatorische Gerechtigkeit und eine Opfer- und Empörungskultur und eine aktiv aggressive Haltung aus einem vermeintlich altruistischen Bewusstsein heraus.
[hr]
Weiterführende Literatur:
So wichtig es war, dass wir in die Postmoderne rückten – für all die wirklich guten Seiten -, so gefährlich ist es jetzt geworden, postmoderne Ideologien zu leben und zu unterrichten. Es ist wirklich Zeit, dass wir dem Einhalt gebieten, was sich unter dem Deckmäntelchen von Fürsorge für die Schwachen als Absolutheitsanspruch aufbaut und alle Macht an sich reissen will – was absolut nichts andres ist als das, wogegen die gleichen Leute anfangs kämpften. Nur sind sie und ihr Ego jetzt in der Machtposition. Nicht wirklich ein Fortschtitt, nein, das Gegenteil, denn der Postmodernismus hat den performativen Widerspruch eingebaut und sieht keinerlei Veranlassung, sich selbst kritisch zu durchleuchten. Damit ist Intoleranz und Totalitarismus hoffähig und normal.