Seit der Jahrtausendwende nimmt der Terrorismus in Europa stark ab. Zu seinen Hochzeiten in den 70er und 90er Jahren kostete er jährlich 100 bis 400 Menschen das Leben. Von 2001 bis 2015 entfielen nur 0,3 Prozent der Terroropfer auf Westeuropa. Der Terror der Gegenwart hat sich von Europa auf den Nahen Osten verlagert. Angesichts dieser pragmatischen Betrachtung sollte man erwarten, dass man mit einer gewissen Souveränität auf Anschläge reagiert und diese als tragische Einzelfälle betrachtet. In unserem Alltag wird hier jedoch eine Stimmung „erzeugt“ möchte man fast sagen, die einer Volksdepression gleich kommt. Der Terror ist nicht mehr die Tat Einzelner, sondern eine Kriegserklärung der „islamischen“ gegen die „abendländische“ Welt, so wird es oftmals mehr oder weniger offen dargestellt. Der mutmaßliche Täter Anis Amir soll beispielsweise nach der Tat in einer Moschee untergetaucht sein. Nur ein Beispiel, wie auf Basis von vermeintlichen Fakten Zusammenhänge hergestellt werden, die Vorurteile bekräftigen und Feindbilder bestärken. Was also läuft falsch an dem Journalismus von Heute?
In den unteren Grafiken sieht man, wie der Terrorismus in Europa abnimmt und sich eher in den nahen Osten verlagert.
gif: watson / quelle: «Süddeutsche Zeitung», Global terrorism database
Die Zahl der Terroropfer in Europa hat abgenommen, die Stimmung entspricht jedoch genau dem Gegenteil – eine brodelnde Depression, Sprachlosigkeit. Ein selten ausgesprochener Kulturkampf schwirrt durch die Medien und Köpfe. Die Berichterstattung ist dermaßen massiv und allgegenwärtig, dass einem das Thema förmlich aufgezwungen wird und als neue Zeit des Terrors verkauft wird. Nun hört man auf der Gegenseite dann schnell die Lügenpresse Rufe, welche wiederum von einem abgekaperten Spiel sprechen. Ohne hier eine Position beziehen zu wollen bleibt festzuhalten, dass der Islam immer mehr in das Kreuzfeuer der Medien gerät. Hier gibt es gefährliche Zusammenhänge, die man zumindest wissen sollte.
(mehr zum Thema Terror in Westeuropa in diesem watson Artikel, von dem auch die Bilder des Beitrags stammen)
Das Unbehagen der Schnittmengen der Berichterstattung mit den Zielen der amerikanischen Außenpolitik
In einem 1999 erschienenem Dokument mit dem Namen „Rebuilding America’s Defenses: Strategies, Forces And Resources For A New Century“ schilderten Neocon Thinktanks verschiedene Schritte um die Vormachtstellung der USA weiter auszubauen. Das Dokument betont unter anderem die Wichtigkeit von der Präsenz der USA in der Golfregion. So heisst es in dem Dokument: „Die Vereinigten Staaten haben seit Jahrzehnten versucht, eine dauerhaftere Rolle in der Sicherheitsarchitektur am Golf zu spielen. Der ungelöste Konflikt mit dem Irak liefert zwar die unmittelbare Begründung dafür, die Präsenz einer substantiellen amerikanischen Streitmacht am Golf aber ist ganz unabhängig von der Frage des Saddam-Hussein-Regimes nötig.“ So war man sich schon weit vor dem Attentat von nine-eleven über die geopolitischen Interessen der USA im Nahen Osten im Klaren. Besonders brisant ist der folgende Satz aus dem Dokument:
[quote]Der Prozess der Transformation wird sich wahrscheinlich lang hinziehen, sofern nicht ein katastrophales und beschleunigendes („catalyzing“) Ereignis stattfindet – wie etwa ein neues Pearl Harbor. [S.63][/quote]
Der Zufall will es so, dass mit nine-eleven eben jenes Ereignis stattgefunden hat. Wollen wir diesen Zufall hier zunächst einmal unkommentiert lassen. Was in Zusammenhang mit dem aktuellen Terroranschlag von Berlin sehr stutzig macht ist, dass sich stets die Ausweise von Terroristen am Anschlagsort befinden und die Opfer immer tot aufgefunden werden, sich also nicht mehr dazu äußern können.
- nine-eleven wurden die Ausweise sogar in den Trümmern geborgen
- Charlie Hebdo – hier wurden 2 Ausweise im Auto gefunden
- Bei den Anschlägen von Paris wurde der Pass eine Attentäters gefunden
Es ist einfach schwer nachvollziehbar, dass ein Attentäter seinen Ausweis mitnimmt. Nun wurden ja auch Fingerabdrücke am LKW gefunden, weshalb die Geschichte doch ziemlich echt wirkt. Dennoch – die ungeheuerliche Vermutung eines Kalküls schwebt im Raum. Und man sollte sie zulassen, ohne klare Antworten zu erwarten. Denn ganz unbegründet sind diese Vermutungen leider nicht – wenn wir uns die außenpolitischen Ziele der USA ansehen und die Verteilung des Islams mit diesen Vergleichen, dann sehen wir hier viele Schnittmengen.
Für die Außenpolitik der USA ist das Feindbild des Islam also die ideale Steilvorlage um die Vorherrschaft im Nahen Osten auszubauen und die territorialen Absichten von Russland und China einzudämmen. Wie weit sie dafür gehen würden und ob sie dafür sogar Anschläge inszenieren würden bleibt dem Urteil des Lesers überlassen. Festzuhalten bleibt: Wir leben nicht in einem Kriegszustand, wie Klaus Bouillon von der CDU uns glauben machen will. Wir leben in historisch betrachtet friedvollen Zeiten mit herausfordernden Perspektiven für Europa: Industrie 4.0 wird beispielsweise das Arbeitsleben radikal verändern. Das bietet nicht nur Probleme, sondern auch Chancen und positive Herausforderungen. Ein bedingungsloses Grundeinkommen könnte den Menschen erstmals von existenziellen Problemen entlasten und in eine selbstbestimmtere, freiere, kreativere Lebensart münden. Dass wir diese positiven Perspektiven kollektiv langsam aus den Augen verlieren ist die wahre Bedrohung der westlichen Kultur. Lassen wir uns also nicht von feindsäenden Botschaften für politische Zwecke benutzen.
[hr]
Grafik Titelbild: fivethirtyeight
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