Querschnittsgelähmter spürt Hand dank Robotertechnik

Seit seinem 18ten Lebensjahr ist US-Bürger Nathan Copeland nach einem tragischen Unfall querschnittsgelähmt. Nun haben Forscher Elektroden in seine Hirnrinde implantiert, welche mit einer mechanischen Hand verbunden sind. Das Experiment ist gelungen: Nathan spürt seine Finger. Was ist die praktische Konsequenz aus dieser Technologie – sind wir auf dem Weg zur Hybridgesellschaft aus Mensch und Maschine? Welche Philosophischen Konsequenzen hat das?

„Er spürt die Finger des Roboterarms“ berichtet ein Team um den Rehabilitationsmediziner Robert Gaunt von der University of Pittsburgh im Fachjournal Science Translational Medicine. Dieses bahnbrechende Ergebnis ist weltweit zum ersten mal erzielt worden. Letztlich möchte man eine komplette Hand mittels Elektroden verbinden und dem Patienten so ein Stück Lebensqualität zurückgeben. Eine Herausforderung ist auch der Tastsinn, bei dem die Informationen an das Hirn weitergegeben werden müssen, um dem Patienten beispielsweise zu signalisieren was er gerade berührt. Als nächstes setzten Gaunt und Kollegen Nathan Copeland zwei zusätzliche Chips in die Hirnrinde in jenen Bereich, der für die Wahrnehmung von Berührungen – vor allem Druck – zuständig ist. Ein Problem ist auch der Verlust an Nervenzellen im implantierten Bereich, so gehen aktuell noch ca. 20% der Nervenzellen im Zielbereich verloren. Daher sind sorgfältige Überlegungen nötig, wann ein Eingriff sinnvoll ist. Im Frühjahr diesen Jahres hatte eine andere Forschergruppe über einen Patienten berichtet, der mit Hilfe eines implantierten Chips sogar seine eigene Hand wieder bewegen und mit einem Videospiel Gitarre spielen konnte.

Zukünftige Möglichkeiten der Technologie

In erster Linie ist die Technologie natürlich für Querschnittsgelähmte sinnvoll. Doch wer den Film Avatar kennt kann sich auch ausmalen, dass hier in ferner Zukunft noch andere Einsatzmöglichkeiten denkbar wären: Beispielsweise die Steuerung eines ganzen Roboters. Auch die ThinkTanks vom Silicon Valley sehen in der Hybridisierung von Mensch und Maschine eine verheißungsvolle Zukunft. In erster Linie als Prothese für verloren gegangene Fähigkeiten, so kann beispielsweise der farbenblinde Brite Neil Harbisson durch ein Implantat im Kopf Farben hören. Ein sogenannter „Eyeborg“ nimmt verschiedene Farbspektren über die Kamera wahr und übersetzt diese in Töne. Die Tonfrequenzen werden anschließend an den Chip in Harbissons Kopf gesendet, der die Schwingungen an seine Knochen schickt und somit für Harbisson spürbar macht. Neil Harbisson wird von seiner Regierung als erster Mensch offiziell als „Cyborg“ anerkannt und beschreibt seine Erfahrung folgendermaßen:

Neil_Harbisson_cyborgist„Ein Cyborg zu sein, ist das Gefühl, dass Technik ein Teil meines Organismus ist. Es ist kein externes Element, sondern ein Teil von mir. Ich habe mich zum ersten Mal als Cyborg gefühlt, als ich begonnen habe, in Farben zu träumen. Mein Gehirn erzeugte den Sound von Farben in meinen Träumen. Das war auch das erste Mal, dass ich diese Verbindung meines Organismus mit der Technik spürte.“

Auch Blinde können durch Netzhaut-Implantate wieder sehen.

Philosophische Konsequenzen: Leben wir in einer simulierten Realität?

Physiker sowie Philosophen und Kognitionswissenschaftler versuchen seit Jahren zu ergründen, ob unsere Wirklichkeit nicht lediglich die Computersimulation einer Höheren Intelligenz als der menschlichen ist.

In einem Fernsehinterview behauptete Elon Musk, Gründer von Tesla,  die Wahrscheinlichkeit, dass wir in der wahren Realität leben, liege bei eins zu mehreren Milliarden. Es sei um einiges wahrscheinlicher, dass wir in einer Simulation leben, die von einer fortgeschrittenen Zivilisation in einer mehrere zehntausend Jahre entfernten Zukunft erschaffen wurde. Matrix lässt grüßen. Um dieser Theorie zu folgen braucht man eigentlich nur den Fortschritt von Videospielen ansehen. Ursprünglich hatten Videospiele wenig mit der Realität gemein, man brauchte viel Vorstellungskraft um in Pacman und Co ein reales Ereignis zu sehen. Doch die Entwicklung ist rasant und wird bald mit den VR-Brillen (und der sogenannten Augmented Reality) eine neue Dimension erreichen, in der Realität und Simulation immer schwerer voneinander zu unterscheiden sind. Zieht man die neuesten Forschungsergebnisse hinzu, in denen mittels Elektroden das Gehirn einen Tastsinn vernimmt, so scheint eine komplette Simulation unserer Realität zumindest denkbar. Diese Theorie ist jedoch nicht so neu, wie sie scheint – das Thema ist bereits in den ältesten Religionen präsent. So geht es beispielsweise im Hinduismus um die Befreiung von der Maya (Täuschung), welche uns im Hamsterrad des Leids festhalten. Dies kann laut den Yogis mit verschiedenen Techniken wie beispielsweise dem Kriya Yoga erlangt werden. Die Realität, wie wir sie wahrnehmen, wird in den östlichen Traditionen vielmehr als Traum begriffen. Aber auch in der westlichen Philosophie finden wir Parallelen, so finden wir bereits bei Kant, dass das Wesen des Dings an sich unergründlich ist. Auch Platons Höhlengleichnis, ein Grundpfeiler europäischen Denkens, spielt auf die illusorische Realität an.

Die Theorie der Realität als Simulation ist besonders beliebt bei den Tech-Entrepreneuren des Silicon Valley. Zwei anonyme Tech Milliardäre nehmen Musks These sogar so ernst, dass sie ein Team von Wissenschaftlern engagiert haben, um uns aus der Matrix zu befreien. Die „Tech-Nerds“ im Silicon Valley gehen dabei davon aus, dass Bewusstsein sich eins zu eins übersetzen lässt von Kohlenstoff (menschlicher Körper) auf Silizium (Leiterplatten). Das beruht u.a. auf einer Theorie von Tononi, nach welcher Bewusstsein vor allem durch integrierte Information charakterisiert ist. Die Bewusstseinsforschung legt jedoch nahe, dass dem nicht unbedingt so ist – denn die Frage ist auch: Welche Art  von Bewusstsein meinen wir?

[hr]

 

 

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