Spiral Dynamics

Was sind die Spiral Dynamics?


Die Spiral Dynamics sind ein Modell zur Bewusstseinsentwicklung des Menschen. Wenn man zum ersten mal von den Spiral Dynamics hört, dann hält man die Beschreibungen der individuellen Entwicklungswellen womöglich für etwas abstrakt oder für das eigene Leben unrelevant, doch mit der längeren Beschäftigung und im Dialog mit anderen entfalten sie völlig neue Horizonte und sind sehr bereichernd. Wir sollten uns vor Augen halten, dass wir unser Umfeld stets beurteilen, ob wir wollen oder nicht . Diese Urteile sind „psychoaktiv“, sie gewinnen mit der Zeit an gefühlter Realität. Die Grundlagen der Spiral Dynamics ist die empirische Grundlage des Sozialwissenschaftlers Clare Graves.

Inhaltsverzeichnis:
1. Was sind die Spiral Dynamics?
2. Die Wellen im Spiral Dynamics Modell
— 2.1 Beige | 2.2 Purpur | 2.3 Rot | 2.4 Blau | 2.5 Orange | 2.6 Grün | 2.7 Gelb | 2.8 Türkis
3. Die Geschichte des Spiral Dynamic Modells
— 3.1 Die Geschichte der Spiral Dynamics
— 3.2 Spiral Dynamics bei Clare Graves
— 3.3 Spiral Dynamics bei Beck und Cowan
— 3.4 Spiral Dynamics bei Ken Wilber
4. Aktuelle Beiträge rund um die Spiral Dynamics
5. Literatur zur Vertiefung

Definition Spiral Dynamics

Die Spiral Dynamics sind ein Modell zur Bewusstsentwicklung, welches sowohl die Entwicklung des Einzelnen, als auch der Menschheit beschreibt. Es wurde erstmals  von Clare Graves entworfen und später von Beck und Cowan sowie von Ken Wilber weiterentwickelt. Es skizziert verschiedene Wellen der Bewusstseinsentwicklung, welche auch als v/Meme (value Meme = Wert Meme) bezeichnet werden. Eine Bewusstseinswelle ist eine Anpassung und Lösung für die jeweiligen existenziellen Probleme des Menschen. Daraus resultiert eine bestimmte Weltsicht. So wird verständlich, welche Aufgabe und Bedeutung beispielsweise die Impulsivität für den Menschen spielt – wofür sie eine Lösung bietet und worin die jeweilige Problematik besteht.

Das Prinzip der Spiral Dynamics ist evolutionär, d.h. nach oben offen. Das Telos (Ziel) der Spiral Dynamics ist die Bewusstwerdung und Ganzwerdung des Menschen. Somit auch ein klarer Fingerzeig hin zum Motto der Webseite „OneMind“, weil es die Verbundenheit des Menschen mit allem was ihn umgibt ins Auge fasst. Die Spiral Theorie gefällt mir sehr gut, weil sie ein integratives Modell ist, d.h. eines welches sich  in unserer aktuellen weltpolitischen Herausforderung der Integration unterschiedlicher Kulturen und Wertevorstellungen als sehr hilfreich erweisen kann. Wir dürfen nicht übersehen, dass dieses Modell eine grobe Vereinfachung ist. In Wirklichkeit durchläuft jedes Individuum zahlreiche Einzelströme, bei denen eine Entwicklungslinie bereits sehr weit fortgeschritten, eine andere hingegen noch rudimentär sein kann.

 

Das Spiral Dynamics Modell ist ein vertikales Entwicklungsmodell, d.h. es beschreibt Entwicklungsstadien, welche jeder Mensch durchschreitet. Es ist somit abzugrenzen von horizontalen Typologien (wie z.B. Myers-Briggs, Enneagramm, Jungsche Typen usw.), welche verschiedene Persönlichkeitstypen abbilden, die grundsätzlich auf nahezu allen Ebenen zu finden sind. Das Spiral Dynamics Modell beschreibt kognitive und emotionale Entwicklungen des Menschen und hat den Anspruch für alle Menschen gültig zu sein, während Typologien diesem Kriterium nicht gerecht werden. Es gibt immer Menschen, welche sich in keinen Typus einordnen lassen. Spiral Dynamics ist insofern eine „Beurteilung“, als dass sie die Menschen natürlich versucht in ihren Entwicklungszyklen zu erfassen und einzuordnen, es weist aber einen wesentlichen Unterschied zu einer Typologie auf – es verweist stets auf das Gemeinsame. Es hat den Anspruch für alle Menschen gleichermaßen zu gelten.

Es kann nicht oft genug betont werden, dass die Spiral Dynamics nur als Skizze zu verstehen sind und kein Mensch eindeutig in ein Schema passt. Beck sagt dazu

„Die Spirale ist unordentlich, nicht symmetrisch, mit vielfachen Beimischungen statt reiner Typen. Es handelt sich hier um Mosaiken, Gewebe und Mischungen“ Don Beck

Das Wort v/Mem bedeutet value mem – zu deutsch: Wertemem (Mem= Bewusstseinsinhalt). Jedes v/Mem ist eine Brille durch die wir die Welt wahrnehmen und erfahren. Das was uns zu Bewusstsein kommt ist zugleich jenes, mit dessen existenzieller Problematik wir konfrontiert sind. Angefangen von dem reinen Überleben (Beige) hin zur Anpassung und Identität in der Gruppe (Purpur) über die Abgrenzung des Selbst und Ausprägung des Egos (Rot) durchläuft der Mensch verschiedene aufeinander aufbauende Bewusstseinsqualitäten. Schauen wir uns zum besseren Verständnis das 16te Jahrhundert an, in welchem sich die Kirchen als Inquisition etabliert hatten und ihre Lehre als Gebot galt. Diese Ordnung war zunächst befreiend und stabilisierend, da sie den willkürlichen Egoismus (Rot) zügelte durch die Besinnung auf eine höhere (göttliche) Ordnung. In Spiral Dynamics entspräche diese Qualität dem blauen Meme. Als diese stabile Ordnung etabliert war und die wesentlichen Qualitäten des blauen Mems erreicht waren begann sich langsam die nächste Welle auszubreiten. Die blaue Ordnung war zum Teil auf kosten irrationaler dogmatischer Annahmen begründet, die dem forschenden Verstand mehr und mehr unsinnig erschienen. Interessierte Wissenschaftler wie zum Beispiel Da Vinci begannen heimlich anatomische Studien durchzuführen gegen das Gebot der Unversehrtheit.  Auch Galileo trat für die Wissenschaft ein und bemühte sich das kopernikanische Weltbild zu verbreiten gegen die etablierte Ansicht die Erde sei eine Scheibe. Die rationalen Bemühungen stießen auf großen Widerstand. Erst 1992 gestand die Kirche beispielsweise Galileo Galilei zu, dass er recht hatte. Man ahnt, welche Befreiung und existenzielle Notwendigkeit die Wissenschaft und Rationalität damals waren- das blaue System hatte sich festgefahren. Man entwickelte sich von einer Wir-Orientierten Wahrnehmung mit Grundwerten wie Sicherheit und Ordnung (blaues v/mem) hin zu einer Ich-Orientierten Warhnehmung mit Grundwerten wie Rationalität und Freiheit (oranges v/mem).  Gesellschaftlich betrachtet beschreibt der Übergang von blau zu orange den Wertewandel rund um die Aufklärung hin zu einer säkulären Weltsicht. Dabei wird diese Entwicklung sowohl durch innere Impulse gelenkt, als auch durch das äußere Umfeld bedingt. Gäbe es die „blaue“ Ordnung nicht, hätten wir auch andere existenzielle Probleme zu bewältigen, die noch grundsätzlicherer Natur wären. Die Entwicklung der Spiral Dynamics ist holistisch, das heisst es betrachtet die verschiedenen Entwicklungslinien als Teil eines Ganzen. Die jeweils nachfolgende Entwicklungslinie umfasst die vorherliegende. Wir können beispielsweise auf der rational-Ich-zentrierten Stufe (orange) die Regeln und Gesetze der dogmatisch-Wir-zentrierten Stufe (blau) verstehen und wenn nötig auch anwenden, wenngleich wir sie aufgrund des großen Widerstands noch nicht gutheißen. Das blaue v-Mem hingegen kann die orange Stufe nicht verstehen (geschweigen denn tolerieren), weil es noch nicht im Bereich der eigenen Erfahrung liegt und die von ihm angestrebte Ordnung gefährdet. Mehr zu den einzelnen Stufen erfährt man im weiteren Verlauf der Seite.

Ein Mensch kann nicht auf eine Welle der Entwicklung katalogisiert werden. Beispielsweise ist das formoperationale Denken bei vielen Jugendlichen mit 12 Jahren bereits ausgeprägt, so können sie abstrakte mathematische Aufgaben wie 3x + 2 = 4y lösen. Dennoch bedeutet das natürlich nicht, dass sie dieses abstrakte Denken bereits auf sämtliche Bereiche ihres Lebens anwenden. Vielmehr ist es normal, dass viele Erwachsene in vielen Bereichen noch nicht formoperational handeln, denn das bedeutet jeweils intensive Auseinandersetzung, Offenheit, Lernbereitschaft, Reflexion und gelebte Erfahrung. Ken Wilber schlägt als Hauptentwicklungslinien folgende Bereiche vor:

  • Die kognitive Linie (das Bewusstsein darüber, was ist – nicht nur rein begrifflich-sprachlich zu verstehen, sondern auch z.B. Körperwahrnehmungen integrierend)
  • Die moralische Linie (das Bewusstsein darüber, was sein soll)
  • Die emotionale oder affektive Linie (das volle Spektrum der Gefühle)
  • Die interpersonale Linie (wie man sich sozial auf andere bezieht)
  • Die Bedürfnis-Linie (wie etwa Maslows Bedürfnis Hierarchie)
  • Die Selbstidentitäts-Linie (Wer bin ich?, wie etwa in Loevingers Egoentwicklung)
  • Die ästhetische Linie (die Linie des Selbstausdrucks, Schönheit, Kunst und gefühlter Bedeutung)
  • Die psychosexuelle Linie (die in ihrem weitesten Sinn das gesamte Spektrum von Eros umfasst)
  • Die spirituelle Linie (in der „Geist“ nicht nur als Grund und nicht nur als höchste Stufe, sondern als eine sich entfaltende Linie betrachtet wird)
  • Die Wert-Linie (oder das, was eine Person als höchst bedeutsam betrachtet, eine Linie, die von Clare Graves studiert und durch Spiral Dynamics populär gemacht wurde).

 

Jede dieser Linien kann weiter aufgefächert werden und es ließen sich sicherlich noch weitere grundlegene Linien finden. Es ist wichtig diese Reifestufen zu differenzieren, wenn man sich mit dem Modell der Spiral Dynamics auseinandersetzt. Man kann auch in den Farben der Spiral Dynamics sagen, dass jemand seine moralischen Werte auf rot befindet, also der Auffassung ist der Stärkere setzt sich durch sei eine gesunde Art des miteinanders, während er auf kognitiver Linie bereits grün ist, also über die vierte Person hinaus denken kann, den anderen versteht, verallgemeinern und sogar relativieren kann.

Die Wellen im Spiral Dynamics Modell

Insgesamt gibt es bisher acht v/Meme, die wir beschreiben können. Die neunte Welle deutet sich erst an:

spiral dynamics

In der oberen Grafik sieht man die Entwicklung der Stufen und ihre holistische Struktur (einander umfassend). Auf der rechten Seite sieht man eine zeitliche Einordnung mitsamt der exponenziell steigenden Entwicklungsgeschwindigkeit. (die Grafik darf nach Absprache gern verwendet werden)

Die ersten sechs Wellen werden als Subsistenzebenen bezeichnet (oder auch Tier 1). Hier geht es vorrangig um das eigene Überleben und die Entfaltung der eigenen Bedürfnisse. Es wird eine Sichtweise vertreten, die sich von Andersdenkenden als bedroht erlebt. Ab der siebten Welle (Gelb) kommt es zu einer revolutionären Verschiebung im Bewusstsein: Zum ersten Mal stoßen wir in die „Seinsebenen“ vor und beginnen Schaulogisch zu denken (auch Tier 2 genannt). Das heisst, wir können anhand unserer eigenen Entwicklung die vorhergehenden Entwicklungsstufen als sinnhaft und zielführend einordnen, ohne sie zu bekämpfen. Nachfolgend eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Wellen:

Die vMeme im Spiral Dynamics Modell (Entwicklungswellen)


Die Pioniere des Spiral Dynamics Modells

Die historische Entwicklung der Spiral Dynamics

claregravesDer erste Impuls zur Entwicklung eines umfassenden evolutionären Bewusstseinsmodells begann mit dem US-amerikanischen Psychologie-Professor Clare Graves, welcher in seinen ersten Lehrjahren als Professor an der Universität bemerkte, dass er Fragen der Erstsemsterstudenten nicht zufriedenstellend beantworten konnte, da die verschiedenen gelehrten Modelle einander oftmals widersprachen und nicht wirklich in einen größeren Zusammenhang gestellt wurden. Davon angestachelt arbeitete er an einer Theorie zur Conditio Humana (Natur des Menschen). In den Jahren 1952 bis 1959 sammelte er mithilfe zahlreicher Studenten aus aller Welt Daten, welche ihn zu seiner Theorie „The Emergent Cyclical Levels of Existence Theory“ (die zyklisch auftauchenden Level der Existenz Theorie) führten. Er formulierte darin einen Gedanken, dass der Mensch sich in wechselwirkung mit immer komplexeren Systemen neuro-bio-psychisch auf seine Umwelt einstellt in Form von spontanen selbstorganisierenden dynamischen neuronalen Systemen, welche im menschlichen Gehirn entstehen. Die Evolution ist demnach ein komplett offener Prozess, was Zielzustände wie das „Nirvana“ zunächst einmal außen vor lässt. Die Kontinuität der Entwicklung ist jedoch kein immanenter Bestandteil der Theorie, so bietet diese auch Platz für Regression.

Aufbauend auf dieser Pionierarbeitet haben die Autoren Don Beck und Chris Cowan sich zusammengetan und die Theorie zu den Spiral Dynamics ausgebaut, ursprünglich für Führungskräfte als Zielgruppe. 1996 erschien ihr erstes Buch und stieß schnell auf Interesse auch außerhalb der Management-Riege. Sie führten den Begriff der Wert-Meme ein (v-Meme), führten die hier verwendeten Farben ein und gaben ihnen die grundlegenden Bedeutungen, wie sie auch hier wiedergegeben werden.

Don Beck, Christopher Cowan, Ken Wilber Don Beck, Christopher Cowan, Ken Wilber

Ein begeisterter Leser der Spiral Dynamics war auch der Bewusstseinsforscher Ken Wilber, der an einer integralen Theorie arbeitete die ebenfalls Raum lässt für unterschiedlichste Ansätze und den Spiral Dynamics viel abgewinnen konnte. Er hat diese in Übereinstimmung mit Don Beck erweitert, beispielsweise um die Mean- Memes. Diese zeigen sich in überzogenen Haltungen der verschiedenen Memes, welche sich in destruktiver Weise äußern (pathologisch). So gibt es neben der gesunden orangen Einstellung (Gewinndenken, Rationalität) auch das Mean-Orange-Meme, welches sich in gewissenlosem Raubtierkapitalismus äußert. Die Idee der Mean-Memes wird von Co-Autor Chris Cowan jedoch dementiert, da beispielsweise ein Mean-Green-Meme in seinen Augen sehr fraglich ist und eine pathologische Haltung unabhängig von den Memes zu diskutieren sei.

Die Psychologie des reifen Menschen ist ein sich entfaltender, auftauchender, schwingender, spiralförmiger Prozess, welcher gekennzeichnet ist von fortschreitender Unterordnung älterer, niedriggradigen Verhaltenssystemen hin zu neueren, hochgradigen Verhaltenssystemen, welche sich mit den existenziellen Problemen verändern (Dr. Clare Graves)

Das Spiral Dynamics Modell wurde von Dr. Clare Graves zwar noch nicht so benannt, aber es enthielt bereits die wesentlichen Züge, auf denen die Weiterentwicklungen von Don Beck und Cowan aufbauten. In einem 1974 erschienenen Artikel im Future Magazine mit dem Title „Human Nature Prepares for a Momentous Leap.“ (zu deutsch: die menschliche Natur bereitet sich auf einen monumentalen Sprung vor) werden bereits die acht Stufen mit ihren Lernsystemen, Denksystemen, Motivationssystemen, Anfangs- und Endwertesystemen, der generellen Natur der jeweiligen Existenz und deren Problematik aufgelistet. Die Tabelle ist hier abgebildet (aus dem englischen Übersetzt aus Quelle) :

Stufen der Existenz nach Dr. Clare W. Graves
aus „Human Nature Prepares for a Momentous Leap,“ The Futurist, April 1974
StufeLernsystemDenkenMotivationssystemspezifische MotivationTragwerteZielwerteNatur der ExistenzProblematik der Existenz
 A-NHabituationAutomatischPhysiologischperiodische physiologische BedürfnisseKein bewusstes Wertesystem (Überleben)Kein bewusstes Wertesystem (Überleben) AutomatischErreichen von physiologischer Stabilität
 B-Oklassische Konditionierung AutistischZuspruch, Versicherungaperiodische physiologische BedürfnisseTraditionalismusSicherheitTribalistischErreichen von relativer Sicherheit
 C-Poperante Konditionierung EgozentrischÜberlebenpsychologisches ÜberlebenAusbeutungMachtEgozentrischLeben mit Selbstbewusstsein
 D-Qvermeidendes LernenAbsolutistischSicherheitOrdnung, SinnAufopferungErlösungHeiligErreichen von ewig währendem Frieden des Geistes
 E-RErwartungRationalUnabhängigkeitZweckdienlichkeit, HandlungskompetenzScientismusMaterialismusMaterialistischEroberung des physikalischen Universums
 F-SBeobachtungRelativistischBeziehungLiebe, BeziehungSoziozentrizitätGemeinschaftPersönlichLeben mit dem Wesen des Menschen
 G-TAllen Lernsystemen gegenüber offenSystemischExistenziellSelbstwertAkzeptanzExistenzKognitivWiederherstellen der Viabilität in einer chaotischen Welt
 H-UAllen Lernsystemen gegenüber offen DifferenziertErfahrung??????ErfahrenKommunionExperimentalAkzeptanz der existenziellien Gegensätze

Es sind also schon die wesentlichen Elemente der Spiral Dynamics Theorie enthalten. Auch die Tier Unterteilungen, wenngleich so noch nicht benannt, sind zu finden anhand der Lernsysteme (G-T und H-U sind hier Tier 2). Man kann also mit  Fug und Recht behaupten, dass Clare Graves der Pionier der Spiral Dynamics Theorie ist.

Wir sehen in der nachfolgenden Tabelle das Modell der Spiral Dynamics nach Don Beck.

DIE SPIRALE DER ENTWICKLUNG NACH DON BECK
Stufe/
Welle
 Farbcode
verdichtete Bezeichnung
Denkweise
Kulturelle Auswirkungen und persönliche Sichtweisen
8
Türkis
Gesamtschau
Holistisch
kollektiver Individualismus, kosmische Spiritualität, Wandel im Großen
7
Gelb
flexibler Flow
Ökologisch
natürliche Systeme, Selbstverwirklichung, multiple Realitäten, Wissen
6
Grün
menschliche Nähe
Konsensorientiert
Gleichheit, Gefühle, Authentizität, Teilhabe,  Verständnis, Gemeinschaft
5
Orange
ehrgeiziges Streben
Strategisch
Materialistisch, Konsumorientiert, Erfolg, Image, Status, Wachstum
4
Blau
eindeutige Wahrheit
Autoritär
Sinn, Disziplin, Tradition, Moral, Regeln, Leben für das Jenseits
3
Rot
Machtgötter
Egozentrisch
Befriedigung, Ruhm, Eroberung, Aktion, Impulsiv, Leben im Hier und Jetzt
2
Purpur
Stammesgeister
Animistisch
Riten, Rituale, Tabus, Aberglaube, Stämme, Schicksal
1
Beige
Überlebenssinn
Instinktiv
Essen, Trinken, Fortpflanzung, Wärme, Sicherheit, Überleben

Wie wir sehen hat Don Beck dem Fundament der Theorie nichts wesentlich Neues hinzugefügt. Er hat auf diese Theorie allerdings weit ausgebaut und griffiger gemacht. Vor allem auf politische und wirtschaftliche Zusammenhänge ist er näher eingegangen (seine Zielgruppe waren in erster Linie Manager).

So finden wir interessante Übertragungen und Abhandlungen über Politik oder auch Produktivität.

verschiedene Weltsichten der vMeme im Hinblick auf kriegerische Motive
Farbepolitische FormTiefe Motivation um aggressives Verhalten zu rechtfertigen
BeigeÜberlebensgemeinschaften sich einen Platz in einer Überlebensnische sichern
Purpurethnische Stämmedie Mythen und Traditionen der Ahnen, die Rechte des Stammes und heilige Orte bewahren
RotFeudalreichedominieren, die Beute erobern, das Recht auf Raub und Plünderei erwerben
Blauklassische Nationendie Grenzen, das Heimatland, das Herz, den traditionellen Weg des Lebens und das heilige Ziel bewahren
Orangekorporative Staatenökonomische Vorteile und Einfluss gewinnen, Rohstoffe und Märkte erschließen
Grün  Wertegemeinschafteneine Bestrafung jener, welche Verbrechen gegen die Menschlichkeit begehen und die Opfer schützen

Nach Don Beck sind die Stufen mit Ausnahme der ersten (Beige) überall auch im politischen auf der Welt zu finden. Dabei schätzt er die Machtverhältnisse wie folgt ein:

  • Beige – 0,1% der Bevölkerung , 0% Macht
  • Purpur – 10% der Bevölkerung, 1% Macht
  • Rot – 20% der Bevölkerung, 5% Macht
  • Blau – 40% der Bevölkerung, 30% Macht
  • Orange – 30% der Bevölkerung, 50% Macht
  • Grün – 10% der Bevölkerung, 15% Macht
  • Gelb & Türkis – 1% der Bevölkerung, 5% Macht

In der folgenden Grafik von Don Beck kann man eine hypothetische Verteilung Macht und Bewusstseinsevolution in der Welt sehen. Es ist dabei eine Differenzierung nach der Entwicklungsstufe vorgenommen worden, so sieht man, dass in der dritten Welt hauptsächlich blaue Strukturen das Geschehen bestimmen, während in der ersten Welt orange und grüne Strukturen dominant sind. 3923455845_2b2671c5dd_o„Stratified Democracy“ by Don Beck, republished by Kent Byte here under CC2.0

Abhandlung von Don Beck über die Produktivität der Spiral Dynamics:


Historische Annäherungen zur Produktivität nach Don Beck

Wenn jemand sich daran machen würde mithilfe der komplexen Data-Mining Technologie und einer Schar von Web-Crawlern jede Bedeutung des Wortes „Produktivität“ in den letzten fünfzig Jahren zu ermitteln, dann würde  ein klares Muster von Gruppierungen aufgezeigt. Produktivität selbst ging durch einen sehr eigenen evolutionären Prozess als es die Micro, Meso und Macro Stufen durchlief. Man kann sehen wie sich die verschiedenen Initiativen entlang der v-Meme Zeitschienen bewegen nach denen wir suchen, um in jedem Wertesystem etwas zu konstruieren was wir zu der Zeit als den Hauptvorsprung in der Arbeitsleistung, Effizienz und Qualität der jeweiligen Arbeits-Stile sahen.

Blaue V-Mem Produktivität : Die Dinge auf die rechte Art tun

Eine der ersten Versuche die Produktivität zu verbessern fokussierte sich speziell auf das logische Denken, statistischen Berechnungen, richtigen Schlussfolgerungen und steigern der Systeme wie sie zu der Zeit existierten. Diese Anstrengungen blieben innerhalb der Job Funktionen, organisatorischen Gruppen und dienten der Arbeitsplanung innerhalb der Vorgaben von Autorität und Verantwortung. Die blaue V-Mem Produktivität initiierte Erneuerungen wie Qualitätsmanagement, Stiftung Warentest und andere Bemühungen in dieser Richtung. Dieser Schwerpunkt führte zu kreativen Beiträgen von Larry Miles bei General Electric was als „Value Engineering“ bekannt wurde. Value Engineerer wurden gebeten große Kapitalverträge durchzusehen, welche bereits abgeschlossen wurden um nach Wegen zu suchen Kosten zu kürzen, Duplikation zu vermeiden und Entwürfe zu verfeinern, welche bereits ausgereift waren. Es ist ironisch, dass Larry Miles‘ erster Psychologe bei dem er um Rat fragte Clare W.Graves war, welcher auf der Union College Fakultät arbeitete, nur ein paar Meilen entfernt vom General Electric Firmensitz.

Orange v-Mem Produktivität: Strategie und Gewinn-Orientierung

Als die Blaue v-Mem Produktivität langsam ausreifte erschien es vielen auf dem Feld so, als wenn etwas fehlte. All die intelligenten und hochmotivierten Anstrenungen um substanzielle Verbesserungen in der Qualität und im Arbeitsablauf zu erzielen wurden blockiert durch die Natur der Organisation selbst. Die Qualitätszirkel konnten nicht über funktionelle, strukturelle oder auch geographische Linien wirken. Jene, welche sich engagierten wurden oft mit einem Schulterklopfen belohnt, aber nicht mehr. Die Verbesserungen, welche sie gestalteten und einführten freuten die oberen Etagen, aber wenig sie selbst. Sie wurden gefragt oder gar kommandiert härter und besser zu arbeiten, aber mussten entdecken, dass sie nicht von ihren Früchten profitierten.

Orange v-Mem Produktivität verschob sich in Richtung Strategie mit massiven Umwälzungsmaßnahmen, der Einführung von Microchip Technologie, welche die direkte Kommunikation über alle Barrieren hinweg ermöglichte und die Gewinnmaximierung des gesamten Unternehmens unterstrich. Regierungsinstanzen veränderten sich von altersbasierter Entschädigung zu verdienten Belohnungen und wandelte die verschiedenen Professionen vorrangig in wettbewerbsorientierte Posen. Die Idee war, dass diese Innovationen die Kosten drücken konnten, Feinabstimmungen ermöglichten und dass jede Ausgabe und jeder Beitrag sich auf die ein oder andere Art unter dem Strich auszahlten. „Value Engineerung“ wurde zu „Value Management“.

Grüne v-Mem Produktivität: Einfühlsamkeit gegenüber den Menschen

Michael Hammer und seine Kollegen, welche gut bekannt waren wegen ihrer Orange-v-Mem-Umwälzung, mussten einige große Zugeständnisse machen, nachdem sie traditionelle Systeme brutal herunterschraubten. Sie ignorierten komplett die Wichtigkeit von Menschen und ihren Aktivitäten. Welch Überraschung. Infizierte des orangen v-Mems sehen nichts außer Profit und Privilegien. Es wurde offensichtlich für viele Menschen, dass Menschen kritisch gegenüber jeder lang anhaltenden und effektiven Bemühung waren, welche sich selbst über die Zeit erhielt. Ein Großteil des historischen Wissens ging verloren in den Unternehmen wegen der Zumutung der Leistungsgesellschaft und der Annahme, dass technlogische, geschäftliche und strategische Systeme von sich aus Resultate erzielen die jeder mitbestimmt. Das war nicht der Fall.

Zu diesem Zeitpunkt wurde ein großer Teil des produktiven Denkens auf Menschen ausgerichtet – ihre Kompetenzen, Gefühle, Erfahrungen, humanistische Arbeit und Nebenbedürfnisse und selbst persönliche Präferenzen mit Blick auf Betreuung für Kinder und ähnliche Annehmlichkeiten. Ohne Frage wurde das Unternehmen ein glücklicherer und gesünderer Ort als Diversitätsprogramme den Wert von menschlichen Unterschieden betonten und gesellschaftsbasierte Projekte die Gelegenheit für jedermann boten an sozial verantwortlichen Schemen teilzunehmen.

Wir kennen auch die Emergenz von selbstorganisierten Arbeitsteams, vollkommen fähig virtuell für sich selbst zu funktionieren. Vertrauensbildungsprogramme wurden eingeführt. Außerbetriebliche Meetings wurden angezielt. Kostenintensive Entwicklungsseminare wurden eingeführt. Die Barrieren der Organisationsstruktur wurden heruntergefahren, in der äußeren Darstellung wie auch im persönlichen Umgang. Jeder sprach sich mit dem Vornamen an.

Produktivität im integralen Zeitalter

Das romantisch herbeigeredete Wassermannzeitalter (Anm.d.Red. – dieser Begriff wurde von DonBeck so verwendet) endete mit dem Crash des World Trade Centers am 11.September 2001. Das Zeitalter der Fragmentierung war auf dem Höchstwasserstand mit seinem Zenit nach dem kalten Krieg. Viele identische Themen tauchen in Geschäftshäusern, in Fabrikhallen, Handelszentren und Geschäftsschulen – von Harvard, Stanford und der London Business Schule bishin zu kleineren Bildungsprogrammen rund um den Globus auf. Sie sind Zeugen des integralen Zeitalters. Die Intention wird hier sein die Auswirkungen der neuen Epoche zu diskutieren in Bezug auf die generellen Bereiche der Produktivität, mit Fokus auf Umgestaltung anstelle von feintuning, Transformation anstelle von Reformation und auf offenen, flow-basierten dynamischen Systemen anstelle von abeschlossenen, eingepferchten Endmodellen und Methoden.


Ergänzend noch die Darstellung der Spirale von Don Beck:

Spirale_der_Entwicklung

„Spirale der Entwicklung“ von Wikimedia Commons unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported

Ken Wilber nahm die Spiral Dynamics begeistert auf. Sein Wirken ist hauptsächlich eine Einordnung von bestehenden fragmentierten Theorien in einen Gesamtzusammenhang (das sogenannte integrale Modell). So hat auch er die Spiral Dynamics bereichert indem er ihre Stufen mit Querverweisen zu anderen Theorien, Entwicklungsstufen und kognitiven Stadien in Verbindung brachte (zu finden in den detaillierten Beschreibungen der einzelnen Stufen). Er bemängelte außerdem das Fehlen von religiösen Zielzuständen wie beispielsweise dem Nirvana und machte auf das komplette Fehlen von einzelnen situativ bedingten Zuständen aufmerksam. Als direkte Ergänzung erarbeitete er die Theorie der „Mean Memes“ (bösartig übertriebenen Wertehaltungen), welche auf jeder Stufe zu finden sind und zu pathologischen Haltungen führen. Zum Beispiel der Raubtierkapitalismus ohne ethische und ökologische Bedenken als Wucherung des orangen Memes. Christopher Cowan stimmte ihm in diesem Punkt jedoch nicht überein, denn er betrachtet die Pathologien unabhängig von den Bewusstseinsstufen. Inbesondere ist ihm nicht einleuchtend, wie sich ein „Mean Green Meme“ auswirken soll. Zu den mean green Memes hat Wilber schließlich viel geschrieben in jüngster Zeit. Wilber hat die Farbcodes nochmals verändert, so sieht eine Darstellung nach Wilber so aus:

Farbcode

Kognitive Linie

(Piaget Aurobindo)

Graves Wertesystem / Spiral DynamicsKegan

Loevinger

Cook-Greuter

GebserFowler
IfrarotSensomotorischÜberleben (Beige)0SymbiotischArchaischUndifferenziert
(Magenta)

Präoperational

(Symbolisch)

Magisch-Animistisch (Purpur)1ster GradImpulsiv Magisch
Rot

Präoperational

(konzeptionell)

Egozentrisch (Rot)2ter GradSelbst-BeschützendMagischMythisch-wortgetreu
OckerKonkret OperationalAbsolutistisch (Blau)3ter GradKonformistischMythischKonventionell
OrangeFormal OperationalStrategisch (Orange)4ter GradGewissenhaftRationalIndividual-Reflexiv
GrünFrühe SchaulogikReltivistisch (Grün)(4.5ter Grad)IndividualistischPluralistischVerbindend
BlaugrünMittlere SchaulogikFlexibler Fluss (Gelb) AutonomIntegralUniverselles Gemeinwohl
TürkisSpäte SchaulogikGlobale Sicht (Türkis)5ter GradIntegriertIntegralUniverselles Gemeinwohl
IndigoGlobales Bewusstsein (vorher psychisch)  Konstrukt-Bewusst  
VioletMeta Bewusstsein (vorher Subtil)  Ego-Bewusst  
Ultraviolet

Überbewusst

(vorher Kausal)

     
Klares LichtSuperbewusst    

Weitere Infos zum Spiral Dynamics Modell

Die Schwächen des Spiral Dynamics Modells

Das Spiral Dynamics Modell schließt keine Zustände ein, sondern versucht generelle langwierige Prozesse in der eigenen Entwicklung zu umreißen. Somit sind beispielsweise  kurzzeitige Erleuchtungserlebnisse nicht darin zu finden.

Das Spiral Dynamics Modell ist außerdem evolutionär, d.h. unendlich. Somit werden Endzustände wie beispielsweise das Nirvana auch nicht darin abgebildet.

Das Spiral Dynamics Modell kann, wie jede Einordnung von Menschen in „Schubladen“ bösartig zur Auf- oder Abwertung verwendet werden. Deshalb ist es wichtig, es als Skizze zu verstehen. In der Praxis der integralen Theorie und des Spiral Dynamics Modell hat sich gezeigt, dass es meist zu einer übermäßigen Identifikation mit dem Tier-2 Denken kommt (gelb, türkis und folgende – vor allem gelb). Somit entsteht im Schatten eine Entwertung aller Tier-1 Bewusstseinsstufen, wo vor allem tolerante Positionen oftmals als „zu grün“ beurteilt werden. Auch im integralen Institut kam es zu dieser Entwicklung, bei der sich letztlich der Einzelne gehemmt fühlte, weil er befürchtete, dass das was er sagt nicht „integral genug“ sein könnte. Diese elitäre Entwicklung ist das Gegenteil von dem Grundgedanken, der in gelb vor allem eine verständnisvolle Gelassenheit sieht, die für sich selbst steht und keine in-and-out Gruppen bildet. Der Mensch wird im Tier 2 Denken als Person betrachtet, mit einer einzigartigen Erfahrung und Qualität von Präsenz, welche sich nicht auf eine Stufe reduzieren lässt – und mit der Fähigkeit und Freude seine Neugier auszudrücken, zu fragen und sich transparent zu machen.

Das Spiral Dynamics Modell nennt sich zwar „Bewusstseinsentwicklung“, im Grunde ist das Bewusstsein selbst (der Punkt des Beobachters) aber wahrscheinlich keiner Entwicklung unterworfen (mehr dazu hier). Vielmehr gelangen wir anhand differenzierterer Urteile zu anderen inneren Abbildern der Realität.


Aktuelle Beiträge zu den Spiral Dynamics:

Jüngst las ich das Buch „Demystifying Shamans and Their World“ von Stanley Krippner, in dem er über den Schamanismus kontempliert ...

In diesem Essay werde ich versuchen, große, selbstzerstörerische Fehler in der Sichtweise vieler Westler, Integralisten, Liberaler und Progressiver (kurz WILPs) ...

Stärken von IntegralEinige unfaire KritikenStadien des EngagementsEinige persönliche HintergründeEinige blinde FleckenWir sind der zweite RangDie moralische Linie, nicht die kognitive ...

Literatur zur Vertiefung

Allan Combs Psychologie des menschlichen BewusstseinsEine tolle Einführung in die Bewusstseinsentwicklung – umfassend und leicht verständlich mit guten Beispielen. Das Spektrum reicht von Bewusstseinsevolution (vertikal) über Bewusstseinsquadranten (horizontal) bishin zu Kunst und vereint u.a. Gebser, Loevinger, Aurobindo und Wilber. Auch für Einsteiger geeignet. Boomeritis - Ken WilberEin Roman vom Begründer der integralen Theorie persönlich: Ken Wilber. Er schreibt von einer fiktiven Version seiner Selbst, die als Student erstmals in Kontakt kommt mit der Bewusstseinsevolution. Der Stoff ist hier locker aufgearbeitet und bietet auch romantische und witzige Passagen. Integrale Spiritualität Ken WilberKen Wilber gibt in diesem Buch zunächst einen Überblick über den bisherigen Stand der integralen Theorie und widmet sich dann der integralen Spiritualität.

Selbst aktiv werden